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Kategorie: > Sonstiges
Drahtfunk?
Gast (Rainer)
(Gast - Daten unbestätigt)

  21.05.2007

Hallo,

habe im Kabatt (Hilfsbuch für Entstörer im Fernsprechdienst) etwas über den Drahtfunk gelesen und bin nun neugierig geworden...

Auch wenn ich im Forum einen interessanten Beitrag gefunden habe
  http://www.wasser.de/telefon-alt/forum/index.pl?job=thema&tnr=100000000004162&seite=1&begriff=drahtfunk&tin=&kategorie=
der auch auf Drahtfunk eingeht, stelle ich mir noch weitere Fragen:

- Es gab offenbar bis zu 3 Sender: Welche waren dies? Waren das normale Sender, die auch über LW/MW/KW zu hören waren? Wer bestimmte, welche Sender dort eingespeist wurden?

- Offenbar konnte man entweder nur telefonieren oder Radio hören. Musste man für den Empfang von Drahtfunk eine Rufnummer anrufen, oder legte man den Hörer einfach nur daneben, oder nahm man eine Einstellung an der Weiche (heute würde man besitmmt "Splitter" sagen) vor?

- Gab es nur monatliche Grundkosten, oder kostete die Nutzung auch pro Minute (bzw. Gebühreneinheiten) etwas?

- Wie verbreitet war der Drahtfunk? War das etwas, das nur wirklich "Priviligierte" genutzt haben (abgesehen davon, dass Fernsprechteilnehmer ja offenbar in den 30ern eh meist priviligierte waren), oder war der Drahtfunk sehr verbreitet?

- Wenn es diesen Dienst schon in den 30ern gab und ja offenbar in der BRD noch länger existiert hat: Hat die Deutsche Post der DDR diesen Dienst auch weiter angeboten?

Vielleicht weiß jemand von euch mehr darüber?

...habe kürzlich das erste Mal von Drahtfunk gehört. Ich finde, das das Prinzip erstaunlich nah an DSL-Prinzip dran ist (man verwendet ungenutzte Frequenzen der letzten Meile, um Dienste neben dem Telefonieren anzubieten). Manchmal bin ich echt platt, wie weit die Entwicklung am Anfang des letzten Jahrhunderts schon war.

Viele Grüße aus dem Norden
Rainer



Anzahl der unterhalb stehenden Antworten: 10
Gast (Alexander König)
(Gast - Daten unbestätigt)

  27.01.2008
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Christof Handke vom 21.05.2007!  Zum Bezugstext

Hallo,
ich bin durch Zufall auf das Thema gestoßen. Beim lesen ist mir eingefallen das ich son Ding nich irgendwo rumfliegen habe. Wenn ich mich recht entsinne, dann sieht es von innen wie neu aus. Muss mich mal im Keller auf die  Suche machen, wenn einer darann Intersse hat?!

Alex
Gast (Alexander)
(Gast - Daten unbestätigt)

  04.06.2007
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Holger vom 29.05.2007!  Zum Bezugstext

Interessante Bilder einer Drahtfunkanlage gibt es unter:
http://www.rkk-museum.ru/collections/bc/bc1/54_e.shtml

Leider sind die Beschreibungen in Russisch.
Gast (Holger)
(Gast - Daten unbestätigt)

  29.05.2007
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Gerd-W. Klaas vom 25.05.2007!  Zum Bezugstext

Hallo,

diese Bandbreite hat nach wie vor ihre Gültigkeit, nicht zuletzt bedingt durch das Prinzip der analog-digital Wandlung in den Endgeräten (z.B. ISDN-Telefonen / ISDN-NStAnlagen) bzw. der Wandlung in der Teilnehmerschaltung der digitalen Vermittlungsstelle. Grundsätzlich erfolgt im Endgerät sowie in der TS für analoge Teilnehmer die Abtastung und Wandlung eines Analogsignals zu einem digitalen B-Kanal mit einer Übertragungsrate von 64 kBit/s, der vermittlungstechnisch mit dem Verfahren von Zeit- und Raumlagenmultiplex weiterverarbeitet wird.
Als Grundlage für die Abtastrate gilt das Abtasttheorem nach Nyquist-Shannon. Dabei gilt für Signale, die eine minimale Frequenz größer 0 Hz haben:
Die Abtastfrequenz muss größer sein als die doppelte Bandbreite (berechnet sich aus 2 x die Differenz zwischen oberer und unterer Grenzfrequenz) des zu übertragenen Signals, was bei der digitalen Sprachübertragung im TK-Netz grösser als 2 x (3400-300) = 6200 Hz entsprechen würde. Um zum einen diese Anforderung zu erfüllen und zum anderen auf die festgelegte Übertragungsrate von 64 kBit/s zu gelangen, wird eine Abtastung des Analogsignals mit einer Taktrate von 8 kHz durchgeführt. Jede dieser Tastproben wird einer analog-digital Wandlung von je 8 Bit Breite unterzogen. Daraus ergibt sich 8000 x 8 Bit = 64 kBit/s

Jetzt könnte man sagen, dass theoretisch eine höhere Bandbreite bis etwa 4 kHz möglich sei, jedoch ist der konstruktive Aufbau und damit die frequenzbestimmende Eigenschaft der Endgeräte damals wie heute nahezu unverändert. Als wesentlicher Faktor sind hier die Bauteile (R,L,C) zu nennen, durch die die Impedanz des Endgerätes bestimmt wird und die einen Einfluss auf die verfügbare Bandbreite nehmen. So wird in den einschlägigen Normen und Empfehlungen (z.B. CCITT) nach wie vor für analoge Sprachsignale die bekannte Bandbreite angegeben.

Freundliche Grüsse

Holger
Gast (Gerd-W. Klaas)
(Gast - Daten unbestätigt)

  25.05.2007

Hallo,
noch eine Anmerkung zum Frequenzbereich beim Telefon.
Der Fernsprecher übertrug den Bereich von 300-3400 Hz.
Das dürfte heute nicht anders sein oder?

Gruß Gerd
Norbert A.
nobby.agmx.de
(Mailadresse bestätigt)

  25.05.2007

Hallo,

der ehem. RIAS Berlin (heute DeutschlandRadio) hieß zuerst "DIAS Berlin" (Drahtfunk im amerikanischen Sektor) und strahlte seine Sendungen übers Telefonnetz auf der Langwelle aus:

"Am 7. Februar 1946 nahm der neue Sender als "Drahtfunk im amerikanischen Sektor" (DIAS) im Fernmeldeamt Berlin-Schöneberg in der Winterfeldtstraße, einem technisch nur notdürftig für diesen Zweck hergerichteten Gebäude, seinen Sendebetrieb mit einem siebenstündigen Tagesprogramm auf. Der Drahtfunk war für die Berliner eine Erinnerung an die Bombennächte des Zweiten Weltkrieges: "Luftlagemeldungen" wurden während der Endphase des Krieges über Drahtfunk verbreitet, weil auf diesem Wege keine vom Feind über den Äther verbreiteten Falschmeldungen empfangen werden konnten. Technisch konnte der DIAS aber keine Konkurrenz für den "Berliner Rundfunk" bedeuten. Während letzterer bereits am 1. Oktober 1945 wieder 483.000 angemeldete Rundfunkteilnehmer verzeichnen konnte, gab es nach Auskunft des Fernmeldeamtes im amerikanischen Sektor Anfang 1946 nur etwa 500 intakte Drahtfunk- und 1000 Telefonanschlüsse, so daß der DIAS zunächt nur auf maximal 1500 Empfängern zu hören war. Wie die amerikanischen Programmacher aus Umfragen erfuhren, fanden in den Geburtsstunden des DIAS tatsächlich nur ganz wenige Hörer unter rasselnden und pfeifenden Geräuschen das DIAS-Programm."

(Auszug Ätherkrieg über Berlin - Rundfunk als Instrument politischer Propaganda von Wilfried Rogasch)

Gruß, Norbert
Gast (Gerd-W.Klaas)
(Gast - Daten unbestätigt)

  24.05.2007

Hier ein kurzer Text der Drahtfunk beschreibt.
Aus Fernsprechgeschichte der Stadt Plettenberg
Autor Gerd-W. Klaas 1998-2007
Plettenberg hatte damals ca. 30.000 Einwohner.

Drahtfunk

Jeder Fernsprechteilnehmer konnte am Drahtfunk teilnehmen. Was war Drahtfunk? Mit einem Drahtfunkanschluß konnte man einen Radiosender über das Telefonnetz hören. Man konnte allerdings nur telefonieren oder Radio hören. Deshalb war vor der Telefondose eine Drahtfunkweiche angebracht.
Man muss wissen, dass in den 1930er Jahren der Rundfunkempfang nicht so gut funktioniert wie heute. Die damaligen Volksempfänger beeinträchtigten sich gegenseitig. Das war oftmals ein Gepfeife und Gekreische deshalb war der klare Empfang über Drahtfunk eine Wohltat.
Eine solchen Drahtfunkanschluß hatten wir auch an der Herscheider Straße bis 1962.
Am 1.10. 1955 wurden von  521 Kunden in Plettenberg Drahtfunk benutzt.
Gerd


Dieser Beitrag wurde nachträglich editiert!
Gast (Oliver Fleischmann)
(Gast - Daten unbestätigt)

  21.05.2007
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Georg vom 21.05.2007!  Zum Bezugstext

Hallo Georg,

Danke für den Hinweis auf den NF-Drahtfunk. Das wusste ich noch nicht.

> "Das Telefon" nutzt den Frequenzbereich von
> ca 200 Hz bis 4 KHz, früher eher noch weniger.
> Unterhalb von 200 Hz wurde oft sogar
> Telegraphie "unterlagert".

Das ist nur der Sprechwechselstrom. Bitte die Wählimpulse (10 Hz) und den Schleifenstrom (DC) nicht vergessen! Der normale Telefonanschluss geht schon "ab 0 Hz los".

Unterlagerungstelegraphie dürfte es kaum auf den Teilnehmer-Anschlussleitungen gegeben haben. Das wurde bei Fernleitungen benutzt, und da wurden die Wahlinformationen dann mit Wechselstrom übertragen (z.B. 50 Hz).

Oliver
Georg
(Mailadresse bestätigt)

  21.05.2007
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Oliver Fleischmann vom 21.05.2007!  Zum Bezugstext

Hallo Oliver,
ein paar Korrekturen:

<Nein, Telefon und Drahtfunk waren vollkommen <unabhängig. Telefon nutzt den Frequenzbereich von <Gleichstrom bis ca. 4 kHz, der Drahtfunk benutzte den <Langwellenbereich.
In München gab es in den 20ern bis in die 30er
einen Niederfrequenten Drahtfunk, der nur hörbar war,
wenn nicht telefoniert wurde. Das Programm war das
des BR.
In den LW-Systemen waren durchaus mehr als 3 Programme
technisch möglich (6 z.B. in der Schweiz).
"Das Telefon" nutzt den Frequenzbereich von
ca 200 Hz bis 4 KHz, früher eher noch weniger. Unterhalb von 200 Hz wurde oft sogar
Telegraphie "unterlagert".

> - Wie verbreitet war der Drahtfunk? War das etwas,
> das nur wirklich "Priviligierte" genutzt haben
> (abgesehen davon, dass Fernsprechteilnehmer ja
> offenbar in den 30ern eh meist priviligierte waren),
> oder war der Drahtfunk sehr verbreitet?
Der schweizer Rundspruch war in den Städten auch separat
vom Telefon zu bekommen, da die Empfänger nur LW und
einen NF-Verstärker aufwiesen, waren sie ausgesprochen
wohlfeil. Der schweizer Rundspruch hatte viele Hunderttausend Teilnehmer.
Es war aber nur AM-Qualität, deswegen war UKW der
schleichende Tod für das System.
Gruß
Georg
Gast (Oliver Fleischmann)
(Gast - Daten unbestätigt)

  21.05.2007

Hallo Rainer,

einen Teil der Fragen kann ich Dir beantworten:

> - Es gab offenbar bis zu 3 Sender: Welche waren
> dies? Waren das normale Sender, die auch über LW/MW/
> KW zu hören waren? Wer bestimmte, welche Sender dort
> eingespeist wurden?

Technisch war es möglich, bis zu drei Sender zu übertragen, d.h. der übertragene Frquenzbereich war so ausgelegt. Ob es tatsächlich drei Programme gab, weiss ich nicht. Die Rundfunklandschaft sah damals ja noch ganz anders aus, es gab keine Privatsender und nur wenige staatliche Sender.

Was eingespeist wurde entschied wohl die Post und während der Nazizeit das Propagandaministerium, aber wie gesagt, so viel Auswahl gab es ja nicht.

> - Offenbar konnte man entweder nur telefonieren oder
> Radio hören. Musste man für den Empfang von
> Drahtfunk eine Rufnummer anrufen, oder legte man den
> Hörer einfach nur daneben, oder nahm man eine
> Einstellung an der Weiche (heute würde man besitmmt
> "Splitter" sagen) vor?

Nein, Telefon und Drahtfunk waren vollkommen unabhängig. Telefon nutzt den Frequenzbereich von Gleichstrom bis ca. 4 kHz, der Drahtfunk benutzte den Langwellenbereich. Die Anschlussdose war eine Frequenzweiche, ähnlich wie der heute übliche Splitter für DSL. Man musste am Telefon nichts machen, um Drahtfunk zu hören. Der Antenneneingang des Radios wurde an den Ausgang der Drahtfunkanschlussdose angeschlossen.

> - Gab es nur monatliche Grundkosten, oder kostete
> die Nutzung auch pro Minute (bzw. Gebühreneinheiten)
> etwas?

Eine nutzungsabhängige Gebühr gab es sicher nicht, weil es gar keine Möglichkeit gab, die Nutzungsdauer festzustellen. Das ist genau so wie beim heutigen analogen Kabelfernsehen.

> - Wie verbreitet war der Drahtfunk? War das etwas,
> das nur wirklich "Priviligierte" genutzt haben
> (abgesehen davon, dass Fernsprechteilnehmer ja
> offenbar in den 30ern eh meist priviligierte waren),
> oder war der Drahtfunk sehr verbreitet?

Zumindest während der Kriegszeit gab es ein handfestes Argument, das für den Drahtfunk sprach: Wenn feindliche Bomberverbände im Anflug waren, konnte man dann die Lang- und Mittelwellensender abschalten, damit die Flugzeuge sie nicht als Navigationshilfe benutzen konnten. Mit dem Drahtfunk war es dann trotzdem noch möglich, die Bevölkerung zu informieren.

Oliver
Christof Handke
christof.handkearcor.de
(Mailadresse bestätigt)

  21.05.2007


Wikipedia-Artikel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Drahtfunk

daraus dieser Link:
Wumpus Welt der alten Radios. Drahtfunk
http://www.oldradioworld.de/wireb-2.htm

Siehe auch in der schweizer Variante:
http://de.wikipedia.org/wiki/Telefonrundspruch

daraus der Link zur Herstellerseite von Empfängern
http://www.biennophone.ch/telefonrundspruch.htm



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