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Kategorie: > Fernamtstechnik, Vermittlungstechnik
Warum 60 Volt Spannungsversorgung im öffentlichen Telefonnet
Gast (Dietrich)
(Gast - Daten unbestätigt)

  08.12.2010

Hallo,

wer weiß, warum die Reichspost (oder Siemens??) bei Vermittlungsanlagen für die Stromversorgung damals gerade 60 Volt Gleichspannung gewählt hat?

Sie hätte ja auch 50 Volt oder 70 Volt wählen können.

Auch HDW und EMD von Siemens erforderten ja in der Nachkriegszeit 60 Volt.

Erst mit ESK stellte Siemens auf eine Versorgung mit 48 Volt um, wie international zumeist üblich.

Vielleicht gab es ja früher Standards, nach denen Spannungen bis 60 Volt ungefährlich waren? Welche wären das gewesen?? Grundsätzlich sind ja höhere Spannungen effektiver und für Relais besser, weil die notwendige Leistung bei höheren Spannungen geringere Ströme erfordert, was Relaiskontakten besser bekommt.

Antworten möglichst mit Quelle - oder aber als Vermutung gekennzeichnet.

Waren Hildesheim und Schwabing bereits mit 60 Volt gespeist?

Gruß  Dietrich




Anzahl der unterhalb stehenden Antworten: 7
Gast (Dietrich)
(Gast - Daten unbestätigt)

  10.12.2010
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Stefan Roth vom 10.12.2010!  Zum Bezugstext

Hallo,

sehr wahrscheinlich spielte vor allem die Kostenfrage eine Rolle, als der metallene Fingeranschlag durch die Ausführung in Kunststoff ersetzt wurde.

Ich erinnere mich allerdings, vor längerer Zeit einen Siemensbericht gelesen zu haben, worin dem Sinne nach stand, mit dem Kunststoff-Fingeranschlag habe man das letzte von außen berührbare Metallteil beseitigt - für mich klang das damals wie ein "Sicherheitsfortschritt".

Gruß  Dietrich
Stefan Roth
(Mailadresse bestätigt)

  10.12.2010

Zu dem Fingeranschlag ("Haken") des Nummernschalters: Dieser ist doch beim 38er-Nummernschalter mit einer separaten Mutter an der Bakelit-Grundplatte angeschraubt. Und selbst beim Merk 2147, bei dem dieser Haken an der Befestigungsschraube und damit am Metallchassis hängt, dürfte die Sache doch unkritisch sein. Denn die Kontaktbank ist doch bei jedem Nummernschalter gegen das Metallchassis isoliert, oder?

Aus meiner persönlichen Sicht wurde der Fingeranschlag aus Gründen der Materialersparnis aus Kunststoff gefertigt (bitte korrigiert mich, wenn es doch anders sein sollte).

Ich habe mich auch schon mal gefragt, weshalb man z. B. beim W48 die Metallteile nicht z. B. durch einen Masse-/Erdungsdraht miteinander verbunden hat. Aber ich schätze mal, dass das aufgrund der guten Isolation der Bauteile wohl nicht nötig gewesen sein muss.
Gast (JH)
(Gast - Daten unbestätigt)

  09.12.2010

Der Leitungswiderstand von der Vermittlungsstelle zum Teilnehmer stellt eine Größe dar. So viel ich weis darf der Leitungswiderstand von der Vermittlungsstelle zum Teilnehmer bis ca. 1000 Ohm betragen. Es gibt je nach Vermittlungssystem Abweichungen über die den maximalen Widerstand der Teilnehmerleitung.

Das Mikrofon im Teilnehmer muss gespeist werden. Je höher die Spannung desto größer kann der Widerstand der Leitung sein. Sonst wird es die Übertragung zu leise. Da gab es doch irgendwas mit der Sendebezugsdämpfung der Anschlussleitung.

Eine dickere Leitung kostet mehr Geld. Es musste scheinbar ein Kompromiss gesucht werden.

Die Vorschriften damals besagten, das es ab 65 V gefährlich wird. Heute weis man dass nicht die Spannung sondern der Strom das Gefährliche daran ist.
So irgendwo über 50 mA wird es kritisch.
Der Strom von 50 mA wird aber durch den Widerstand in der Vermittlung (ca. 2 x 500 Ohm) durch die Speiserelais auf ungefährliche Werte Begrenzt.

60 V Spannung, über die beiden Relais von 500 Ohm gibt bei 0 Ohm Leitungswiderstand einen Strom von 50 mA. Rechnet man den Leitungswiderstand hinzu kommt immer ein kleinerer Wert als 50 mA heraus. Was dann eigentlich unkritisch ist.

In anderen Länder war der Grenzwert nicht auf 65 V festgelegt, sonder war oft auf den Wert von 50 V festgelegt. In diesen Ländern wurden die Vermittlungsstellen dann auch mit 50 V (48V)betrieben.

Die Telefone waren zur damaligen Zeit fast alle fest an der Dose angeschlossen. Es gab  eigentlich kein Teil das man berühren konnte.

Die Überlagerung des Rufwechselstroms von 60 bis 90 V auf die Gleichspannung find ich auch irgendwie bedenklich. Die Rufspannung ist aber auch Strommäßig begrenzt, so dass kein viel höherer Strom als 50 mA fliesen kann. Vielleicht hat damals keiner so genau hingeschaut.

Beste Grüsse aus dem verschneiten Bayerischen Wald
JH

http://www.bayern-online.com/v2261/kategorie.cfm/203/Telefontechnik.html
Gast (Dietrich)
(Gast - Daten unbestätigt)

  09.12.2010
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von . vom 09.12.2010!  Zum Bezugstext

Hallo,

das führt natürlich wieder zur Frage, welche Spannung denn nun heute sozusagen rechtsverbindlich/juristisch in der EU als noch ungefährlich für den Menschen festgesetzt ist.

Übrigens erinnere ich mich bei Einführung des Mini-Western-Steckers geräteseitig bei Telefonen an den damals durchaus ernst gemeinten Einwand, wer denn dafür hafte, wenn dieser Stecker von einem Kind in den Mund gesteckt würde und die Spannung auf der Leitung/Telefon-Anschlussschnur dann zu Verletzungen führe.

Übrigens kommt es natürlich beim Verletzungspotential auf den auf Grund der Spannung fließenden Strom (und damit auf den Innenwiderstand der Spannungsquelle) an - bis zu 30 mA wird dieser Strom ja als ungefährlich angesehen - siehe den FI-Schutzschalter..

Gruß  Dietrich

Gast (.)
(Gast - Daten unbestätigt)

  09.12.2010
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Dietrich vom 09.12.2010!  Zum Bezugstext

An ISDN-Anschlüssen (ins Haus) mißt man
100 Volt.
Gast (Dietrich)
(Gast - Daten unbestätigt)

  09.12.2010
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Gerhard Füsk vom 08.12.2010!  Zum Bezugstext

Hallo,

danke für den Hinweis auf die VDE 0800.

Ich glaube übrigensd mal gehört zu haben, dass die Überlagerung der 60 Volt mit der Rufwechselspannung, die zu Werten bis in den 100+ Voltbereich führt, eine Grauzone darstellt; das sollte/könnte einer der Gründe dafür gewesen sein, dass der Fingeranschlag beim Nummernschalter von Metall auf Kunststoff umgestellt wurde.

GrußDietrich
Gast (Gerhard Füsk)
(Gast - Daten unbestätigt)

  08.12.2010

Karl Braun, Erich Windmann:

"Stromversorgung von Fernsprechanlagen"

Siemens & Halske AG
München 1964

3.1.1 Höhe der Gleichspannung

...Die Begranzung der Spannung auf 60V - obwohl man der kleineren Ströme wegen vorteilhafter mit höherer Spannung arbeiten möchte - ist eine Folge der einschlägigen VDE-Vorschriften, die bisher als maximal zulässige Berührungsspannung 65 V angaben. (Neuerdings sind gemäß VDE 0800 von einem Schutz gegen zufälliges Berühren Teile ausgenommen, die nicht mehr als 65 V~ oder 100 V= annehmen können.)....

Hettwig schreibt in seinem Buch auch davon, daß in "Amerika" die Versicherungsprämien höher ausfielen, wenn eine Anlage mit höherer Spannung als 50 V betrieben würde.

(In den aktuellen Vorschriften ist wohl von einer Berührungsspannung von 120 V= die Rede.)

Anmerkung: ein Kohlemikrofon benötigt für seine ordnungsgemäße Funktion einen Mindestspeisestrom. Über den Innenwiderstand der Teilnehmerschaltung im Amt, den Leitungswiderstand zum Teilnehmer und den  Innenwiderstand der Apparateschaltung hängt der Speisestrom von der Amtsspannung ab. Wählt man also eine niedere Amtsspannung, so muß der einzig wirklich variable Teil des Schleifenwiderstandes, nämlich der Leitungswiderstand, gering gehalten werden. Mit höherer Versorgungsspannung erhält man hingegen größere Reichweite oder kommt mit geringerem Aderndurchmesser aus. Nebenstellenanlagen funktionieren daher auch gut mit 24 V oder 48 V.

Interessant wäre auch der Anlagenzustand "Ruf zum Teilnehmer": da liegen dann ja 60 V= und 60 V~ in Serie zueinander. Ist (war) dieser Fall von den Vorschriften überhaupt erwähnt? Ist in Zeiten der allgegenwärtigen Schaltnetzteile und Frequenzumrichter sicher auch für die aktuellen Überlegungen zum Fehlerschutz aktuell (Gleichstromanteile und Oberwellen im 50 Hz-Netz!)!

Im Bereich der Telegrafie gab es doch auch Doppelstromversorgungen + / -  60V  -  wie war das berücksichtigt? Klemmenabdeckungen?

Ein Vorschriften-Guru muß her: in den VDE-Vorschriften muß sich vor 1964 die Angabe der zulässigen Berührungsspannung (vielleicht auch Fehlerspannung) geändert haben. Dort könnte eine Begründung für die Wahl der Amtsspannung zu finden sein.

P.S.: da ich "den anderen Fred" nicht suchen mag: auch Braun / Windmann schreiben von der Erdung des Pluspols wegen Verhinderung elektrolytischer Zersetzung dünner Drähte, messen dem aber in der (damals) "heutigen" Zeit keine Bedeutung mehr bei, da die Wählerräume gewissen klimatischen Standards entsprächen.

Bin schon gespannt, welche Informationen zu diesem Thema noch auftauchen werden!



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